«Die Bedeutung von praktischer Erfahrung bleibt unverändert.»

Die Erinnerungen an die erste Projektwoche «EcoStartup» im Jahr 2014 sind bei Andreas Roos noch immer lebendig. «Am ersten Abend stand ich vor einem technischen Problem: Alle gesammelten Daten, die die Lernenden am Tag erarbeitet hatten, waren weg», erzählt er. Getreu seinem Motto «Probleme lösen und nicht pflegen» legte er eine Nachtschicht ein. Es gelang ihm, die verlorenen Daten wiederherzustellen. Diese Episode sei jedoch eine Ausnahme gewesen, betont Andreas Roos. «Im Grunde genommen habe ich damit eine Situation erlebt, wie sie die Lernenden während der Projektwoche auch erleben konnten. Denn bei ‹EcoStartup› geht es darum, ein Unternehmen zu gründen und bei Schwierigkeiten flexibel Lösungen zu finden.»

Als CEOs Firmen leiten

Das Planspiel «EcoStartup» ist eine computerbasierte Wirtschaftssimulation, in der die Lernenden handlungskompetenzorientiert das theoretische Wissen aus dem Unterricht erproben konnten. Während der Projektwoche schlüpften die angehenden Berufsfachleute in die Rolle von Unternehmer:innen, gründeten ihre eigenen Firmen und setzten vom Businessplan bis zur Marketingstrategie ihre Ideen in die Tat um. Dabei entwickelten sie eigene Businesspläne und führten ihre Unternehmen für fünf Geschäftsjahre. So lernten sie praxisnah, aber in einer geschützten Umgebung, wie sich Entscheidungen auf den Erfolg eines Unternehmens auswirken können.

Neue Projekte nach Reform

Mit der KV-Reform werden andere Projekte am BWZ durchgeführt, die den Vorgaben der neuen Rahmenlehrpläne entsprechen. Oder, um es in den Worten von Andreas Roos zu sagen: «Der Unterricht ist im Grossen so angelegt, wie ‹EcoStartup› im Kleinen funktionierte.»

Eigene Erfahrungen eingebracht

Andreas Roos selber führt seit 2002 erfolgreich das KMU Beaver Schutzsysteme. Dabei entwickelt und vermarktet er mobilen Unwetter- und Hochwasserschutz. Heute ist er marktführend in diesem Bereich und hat sich bewusst zum EcoStartup-Projektleiter ausbilden lassen. Denn: «Ich habe schnell erkannt, dass ich in diesem Projekt meine Erfahrungen als selbstständiger Unternehmer einbringen kann. Zum Beispiel jene, wie schwierig die ersten Jahre sein können. Mir war und ist es ein Anliegen, Jugendliche zu ermutigen, eigene Geschäftsideen umzusetzen – genau das bietet ‹EcoStartup›.» Entsprechend gern erinnert er sich an die Zusammenarbeit mit den Lernenden zurück: «Mit jeder Klasse durfte ich eine wirklich tolle Zeit verbringen und ganz verschiedene Persönlichkeiten kennen lernen – das hat mich jedes Jahr aufs Neue motiviert, die Projektwoche zu leiten.»

Von Print zu KI-generierten Werbevideos

Besonders in Erinnerung geblieben ist Andreas Roos eine Gruppe, die einen Stuhl nicht nur angedacht, sondern auch nachgebaut hat. «In diesem Schuljahr habe ich zum ersten Mal einen KI-generierten Werbefilm gesehen und gestaunt, was mittlerweile alles möglich ist – als wir vor zehn Jahren begonnen haben, druckten wir gefühlt bücherweise Skripte aus. Heute sind Notebooks im Schulzimmer Standard.» Nicht nur die Unterrichtsform hat sich verändert. Andreas Roos stellt auch fest, dass die Kreativität teilweise abgenommen hat. «Man fragt lieber ChatGPT nach einem Businessplan, statt die eigene Fantasie walten zu lassen. Entsprechend gleichförmig sind die Resultate.»

Praktische Erfahrung bleibt wichtig

Die Projektwoche «EcoStartup» am BWZ hat nicht nur den Lernenden wertvolle Einblicke in die Welt der Unternehmensgründung gegeben, sondern auch Andreas Roos eine bereichernde Erfahrung ermöglicht. «Zeiten und Technologien mögen sich ändern, aber die Bedeutung von praktischer Erfahrung und persönlichem Engagement bleibt unverändert», ist er überzeugt. Das Engagement von Andreas Roos ist ein lebhaftes Beispiel dafür, wie Fachwissen und Leidenschaft die nächste Generation von Unternehmer:innen inspirieren können. Mit dem Abschluss dieser Ära hinterlässt die «EcoStartup»-Projektwoche am BWZ zweifellos eine bleibende Wirkung auf alle, die daran teilgenommen haben.

Andreas Roos leitete die Projektwoche "EcoStartup" während 10 Jahren.